Die Geschichte vom Prophet Elias hat mich und viele andere in den vergangenen Monaten durch das Einstudieren des gleichnamigen Oratoriums von Felix Mendelssohn-Bartholdy intensiv begleitet. Die Aufführungen des Oratoriums waren für alle ein beeindruckendes und packendes Erlebnis. Das Werk erzählt die Geschichte des Propheten Elias, mit Lebensmomenten der grössten Euphorie und Überlegenheit – die Elias zu Arroganz und Selbstgerechtigkeit verleitet haben –, aber ebenso mit Momenten tiefster Traurigkeit und Selbstzweifel. Diese ganze emotionale Bandbreite von Elias’ Leben, die in der Musik ausgedrückt und erlebbar gemacht wird, hat mich sehr berührt. Augenblicklich klingt Musik in mir, wenn ich die Texte des Werkes lese.

Einen dieser Texte möchte ich Euch in den November mitgeben. Es ist die Arie zu Beginn des zweiten Teils des Oratoriums:  

«Ich bin euer Tröster. Weiche nicht, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich! Wer bist Du denn, dass Du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben? Und vergissest des Herrn, der dich gemacht hat, der den Himmel ausbreitet und die Erde gegründet. Wer bist du denn?»

Der November ist mir nicht der liebste Monat im Jahr. Es ist eine Übergangszeit, der goldene Herbst ist vorbei, es wird kälter und die Tage definitiv kürzer. Sich mit weihnachtlicher, lichterfüllter Stimmung zu trösten, dafür ist es noch zu früh. Die Pflanzen- und Tierwelt verabschiedet sich in den Winterschlaf und mit diesem Abschied wird mir die eigene Endlichkeit bewusst und auch die schmerzhafte Lücke der Menschen, die wir bereits gehen lassen mussten. Traurigkeit und trübe Gedanken machen sich gerne breit. «Ich bin euer Tröster» – ich nehme diesen Text als Ankerpunkt in den Monat November mit, um Trauer auszuhalten und trüben Gedanken, Entmutigung und Hoffnungslosigkeit Gegensteuer zu geben und daran festzuhalten:

Ich bin euer Tröster. Weiche nicht, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich!

Christa Geber